12 . Die Anbetung der drei Könige

Zum Besten des Bildschmuckes von St. Aldegundis zählt eine vorzügliche Kopie des bekannten Gemäldes von Regier van der Weyden (1385-1464) „Die Anbetung der drei Könige". Die Emmericher Meisterkopie schuf der Klever Maler Heinrich Lamers (1884 -1933).

Das Original des Bildes hängt in der Alten Pinakothek in München und gilt als Glanzpunkt altniederländischer Malerei.

Alle drei Tafeln beschreiben biblisch bezeugte Ereignisse. Auf dem ersten Bild links, die sog. „Verkündigung".

        Text: Lk l, 26-38

        Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Manne namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschafi wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Der Text wird vom Künstler in einem typisch spätgotisch eingerichtetem Zimmer geschildert. Gabriel, in ein weißes Untergewand (Albe) gekleidet und darüber ein Schultertuch von makellosem Weiß, schwebt herbei mit einer Stola, die ihm wie einen Diakon um den Hals gelegt ist. Seine Botschaft: die Ankunft des Heiligen Geistes. Dieser, als Taube gekennzeichnet, schwebt in goldenen Strahlen, Symbol göttlicher Nähe, der jugendlichen Maria entgegen, die sich im Gebet unterbrechen lässt.

Die Mitteltafel schildert zwei weihnachtliche Ereignisse gleichzeitig: erstens die Geburt Jesu:

        Text:Lk2, 1-7

        In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinus Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Die Tafel zeigt textgetreu das neugeborene Kind, Maria und Josef; traditionell noch Ochs und Esel. Jene kostbar gekleideten drei Personen in der Mitte und rechts treten hinzu und erzählen die biblische Geschichte weiter:

        Text: Mt. 2, l - 12

        Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:

        Du Bethlehem im Gebiet von Judäa, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

        Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

        Die Hl. Schrift spricht hier von „Sterndeutern", das Bild jedoch schildert Könige, ausgewiesen durch ihre noblen Kombinationen von Kronen und Hüten. Diese drei Könige wurden in der Tradition oft als Repräsentanten der damals bekannten Kontinente dargestellt: ein weißer König für die westliche Welt; ein schwarzer für Afrika und ein gelber für Asien. Hier jedoch sind die menschlichen Lebensalter gemeint. Der jüngste, rechts, grüßt zwar, bleibt gleichwohl skeptisch. Der mittlere prüft und verneigt sich bereits, aber wunderbar geschildert ist der reife Alte: er ist sich nicht zu schade niederzuknien und mit Ehrfurcht das Händchen des göttlichen Kindes zu küssen.

        Bildausschnitt Kind MadonnaKönig???

        In diesem Bildausschnitt spiegelt sich ein spätmittelalterliches Kirchenlied:

        Ich sehe dich mit Freuden an / und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, / bleib ich anbetend stehen. / O dass mein Sinn ein Abgrund war / und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.

        Auch der rechten Tafel liegt ein biblischer Bericht zugrunde:

              Text: Lk 2,21 - 39 in Ausz.

              Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß der Mutter empfangen wurde.

              Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

              In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartet auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werden den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deine Knecht, wie

                  • du gesagt hast, in Frieden scheiden.
                  • Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor
                  • allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
                  • und Herrlichkeitför dein Volk Israel.
                  •  

              Die Geschichte ist dargestellt in einer Atmosphäre von Stille und Sammlung. Alle drei Bilder variieren das Thema Licht. Die rechte Tafel geht damit besonders großzügig um: hell erleuchtet ist das Kirchenschiff, in welchem Jesus erscheint, das „Licht der Welt".

               

 

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